About
Was bestimmt das Verhalten des einzelnen Nebeltropfens, sodass sich aus seinem Zusammenspiel mit unzähligen anderen in jedem Augenblick jene zeitlos wirkende Gestalt einer Wolke formt? Es ist, als stünde jedes Teilchen in Beziehung zum Zustand der gesamten Formation, nicht durch Bewusstsein, sondern durch ein unsichtbares Gefüge von Wechselwirkungen.
Solche Prozesse zu initiieren, ihre Entstehung zu beobachten und sie in der Kunst wirksam werden zu lassen, bildet den Kern meiner Arbeit. Nicht das Abbild interessiert mich, sondern das Sichtbarmachen jener selbstorganisierten Ordnung, die sich jenseits individueller Steuerung entfaltet und dennoch zu kohärenter Form gelangt. Diese Übertragung in die Kunst bezeichne ich als Emergerismus.
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– Hanns Christian Kaiser –
– Katalogtext: Landschaften aus Stille von Prof. Dr. Dr. Gerd Presler –
Zum Künstler
Hanns Christian Kaiser wurde 1969 in Karlsruhe als Sohn des Galeristen Hort Apfelbaum geboren. Früh kam er mit zeitgenössischer Kunst in Berührung; bereits im Kindesalter führte ihn der Künstler Herbert Zangs, dem er mehrfach assistierte, an die praktische künstlerische Arbeit heran. Parallel dazu vertiefte Kaiser seine zeichnerischen Fähigkeiten in Sommerkursen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. 1977 nahm die Familie den Geburtsnamen der Mutter, Christine Kaiser, an. Nach dem Umzug nach Baden-Baden im Jahr 1982 absolvierte Kaiser eine Ausbildung zum Werbegrafiker und war zunächst in diesem Beruf tätig. Die analytische Auseinandersetzung mit Form, Fläche und Material, die diese Tätigkeit mit sich brachte, bildete eine wichtige Grundlage für sein späteres künstlerisches Denken.
Zu Beginn der 1990er Jahre entschied sich Kaiser für die freischaffende künstlerische Arbeit. Aus der fortlaufenden Reflexion seiner eigenen Werke entwickelte sich um die Jahrtausendwende ein zunehmend prozessorientierter Ansatz, der ihn im Jahr 2000 zur theoretischen und praktischen Auseinandersetzung mit der „Selbstorganisation der Materie“ führte. Daraus ging sein künstlerisches Hauptwerk hervor, das er unter dem Begriff des „Emergerismus“ zusammenfasst. Der Emergerismus – abgeleitet von Emergenz (lat. emergere: das aus sich selbst Auftauchende, Hervortretende) – beschreibt eine Arbeitsweise, in der die Materie nicht Mittel zur Umsetzung eines vorgefassten Bildes ist, sondern selbst Träger der Formwerdung. Faltungen, Risse und wolkenartige Strukturen entstehen als Resultat innerer Gesetzmäßigkeiten materialer Prozesse, nicht als Ausdruck subjektiver Setzung.
Als bewusste Markierung dieser Trennung zwischen künstlerischem Subjekt und materialem Geschehen signiert Kaiser seine Arbeiten seit 2014 mit seinem Geburtsnamen Apfelbaum. 2016 wurde er Mitglied des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe.
2019
Galerie Apfelbaum, Baden-Baden. „Zwischen 1919-2019“. Radierungen, Gemälde, Skulpturen. Gruppenausstellung: Walter Becker, Otto Lais, Anne Luc, Hanns Christian Kaiser. (Eröffnung/Komitee Prof. Dr. Dr. Gerd Presler).
2018
MercedesCup Stuttgart, ArtShow künstlerische Program zur ATP World Tour 250, Internationales Weissenhofturnier. (Komitee/Eröffnung: Edwin Weindorfer, Turnierdirektor)
2016
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe „Paris, Paris / Montmartre“, Programm des Kunsthallensommers mit Gruppenausstellung. (Eröffnung/Komitee: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe).
2013
Frank-Loebsches-Haus, Landau „Organische Strukturen“, Gemeinschaftsausstellung mit Günther Uecker. (Eröffnung/Komitee: Hans-Dieter Schlimmer, Oberbürgermeister und Walter Schumacher, Staatssekrätär im Bildungsministerium).
2011
Kulturhaus LA8, Lichtentaler Allee, Baden-Baden, Ausstellung „Materie folgt dem Geist“ zum Vortrag Joachim Faulstich. (Eröffnung/Komitee: Dr. Harry König und Joachim Faulstich).
2010
LBS Stuttgart, Bausparkasse der Sparkassen, Headquarter, „Figuren und Formen“. Gemeinschaftsausstellung mit Joachim Czichon. (Eröffnung/Komitee: Heinz Panter, Vorsitzender des Vorstandes der LBS und Prof. Dr. Dr. Gerd Presler).
2010
Hackesche Höfe, Berlin, „Abbildungen aus Technik und Emergenz“, Gemeinschaftsausstellung mit Frank Worth. (Eröffnung/Komitee: Thorsten König, Alexandra von Rehlingen, Andrea Schoeller und Dr. Andreas Wiele).
2008
„Licht als dynamisches Teilchen“, Luminale/Festival der Lichtkultur, Frankfurt a.M. Installation im öffentlichen Raum. (Ausrichter: Messe Frankfurt).
2007
„hinWendung/hInwendung“, Einzelausstellung und Vortrag von Prof. Götz Werner (dm) Karlsruhe. (Eröffnung/Komitee: Prof. Dr. Dr. Gerd Presler und Herbert Arthen).
2005
„Art and Light“, Union Gelände, Hanauer Landstrasse, Frankfurt am Main. In Zusammenarbeit mit Mood Light (Eröffnung/Komitee: Traxon, Frankfurt a. M.).
2005
„Formationen“, Retrospektive Einzelausstellung, Gemälde und Skulpturen. Palais Toerring-Jettenbach, Maximilianstrasse, München. (Eröffnung/Komitee: Auratis).
2002
„Begegnungen“, Gemeinschaftsausstellung mit Walter Becker, Max Ackermann, Anne Luc im Schloss Schöckingen, Ditzingen. (Eröffnung/Komitee: Reiner Bentmann und Ferdinand Piëch).
Auszeichnungen
2016
Jurierte Gruppenausstellung, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe
2010
Aufnahme „Kunstsamlung der LBS“, Stuttgart
2006
Kunstpreis der Stiftung „Stiftung Internationaler Kulturdialog“, Stuttgart